Am gestrigen Montagabend bot die Lichtburg in Essen einen stimmungsvollen Rahmen für ein Konzert, das nicht nur zahlreiche Fans nostalgischer Classic-Rock-Klänge anzog, sondern auch ein spürbares Zeitgefühl vermittelte. Der Saal war – wie angekündigt – fast ausverkauft, die Plätze waren dicht besetzt, und beim Betreten spürte man sofort eine Atmosphäre gemeinsamer Erinnerung und musikalischer Gemeinschaft.

Der Altersdurchschnitt im Publikum lag spürbar im Bereich der Band – viele Besucherinnen und Besucher dürften die klassischen Alben von Barclay James Harvest (BJH) aus den 70er und 80er Jahren noch selbst erlebt oder gehört haben. So entstand eine Art Stimmung von „Wir kennen uns“, von Erinnern und Genießen weniger eine laute Party, sondern eher ein gemeinschaftliches musikalisches Erlebnis.
Während die Band die Bühne betrat, waren erwartungsvolle Blicke zu sehen alte Fans, die sich auf vertraute Songs freuten, aber auch Besucher, die vielleicht zum ersten Mal live dabei waren. Diese Mischung machte die Energie im Saal aus: respektvoll, positiv, mit gelegentlichem zustimmenden Klatschen, stiller Begeisterung und ausgewählten Momenten echter Begeisterung.

Frontmann Les Holroyd stand im Zentrum sein Bass, seine Stimme und seine Präsenz prägten die Show, wie gewohnt. Allerdings war bei manchen Stücken deutlich spürbar, dass die Stimme nicht mehr ganz die Kraft vergangener Jahre hat: In höheren Passagen, bei langen gehaltenen Tönen oder im Falsett wirkte sie mitunter etwas brüchig.
Das tat der Stimmung jedoch keinen großen Abbruch. Die musikalische Begleitung war solide Bandmitglieder lieferten sauber ab, die Arrangements klangen vertraut und bewegten sich mit Respekt vor dem Originalmaterial. Das Licht spielte stimmungsvolle Akzente, insbesondere nach der Pause, und verstärkte das Erlebnis.

Die Setlist des Abends war gut durchdacht und bot einen ausgewogenen Querschnitt durch die Klassiker der Band, ergänzt durch Nummern, die vielleicht weniger häufig live gespielt werden was für Kenner angenehm war und für Gelegenheitsfans neue Facetten öffnete.


01. The Time of Our Lives
02. Mocking Bird
03. Rock ’n‘ Roll Star
04. Child of the Universe
05. Play to the World
06. Victims of Circumstance
07. Poor Man’s Moody Blues
Pause
08. Who Do We Think We Are?
09. Ring of Changes
10. Yesterday’s Heroes
11.African Nights
12. Friend of Mine
13. Fly Away
14. Love on the Line
15. Hymn
Zugabe:
16. Tonight’s Gonna Be the Night
17. Life Is for Living


Insgesamt war es ein guter Abend nicht spektakulär im Sinne großer Überraschung oder bahnbrechender Neuerungen, aber solide und berührend insbesondere für alle, die mit dieser Musik groß geworden sind. Die Band zeigte sich routiniert, mit liebevoller Hingabe an das Material. Die Tatsache, dass trotz stimmlicher Einschränkungen von Holroyd das Konzert sehens- und hörenswert war, liegt nicht zuletzt an der emotionalen Verbindung zwischen Bühne und Publikum dieser Raum zwischen Erinnerung und Gegenwart wurde spürbar.

Ein paar kleinere Abstriche bleiben: Die erwähnten stimmlichen Schwächen vermitteln, dass die Zeit nicht stehengeblieben ist – und für Besucher, die primär auf perfekte Live-Performance achten, könnten einzelne Momente etwas irritierend wirken. Doch wer mit offenen Ohren und Herz kam, erhielt einen schönen Abend voller Klassiker, Gemeinschaft und musikalischer Qualität.

Die fast ausverkaufte Lichtburg bot dabei den angemessenen Rahmen: gute Akustik, ausgezeichnete Sicht, und ein Publikum, das die Show wertschätzte nicht unbedingt lautstark exzessiv, aber mit ehrlichem Applaus und wohltuender Zurückhaltung, die zu dieser Art Konzert passt.

Wer solche Konzerte mag mit einer Prise Nostalgie, guter Handwerkskunst, und der Bereitschaft, kleine Alterserscheinungen zu verzeihen kann Rückblickend sagen: Ja, das war ein Abend, der sich gelohnt hat. Für die Fans von Barclay James Harvest-Klassikern war dieser Auftritt in Essen ein schönes Erlebnis.

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