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Seit Ende April reisen Dead Can Dance im Rahmen ihrer „Dionysus“ Tour quer durch Europa und waren schon im Mai für zwei Termine in Berlin. Mitte Juni kehrten sie zurück in das Land der Dichter und Denker und machten unter anderem in Bochum Halt, um an zwei Abenden in Folge im Ruhrcongress aufzutreten. Beim ersten der beiden Konzerte waren wir mit 
von der Partie.

Den Auftakt um kurz nach 20 Uhr übernahmen allerdings nicht Lisa Gerrard und Brendan Perry samt Musikerin und Musikern, sondern lediglich Percussionist David Kuckhermann betrat die Bühne. Nun gehört er seit längerer Zeit zum Ensemble von Dead Can Dance und hat auch schon in der Vergangenheit den Support Act bei Dead Can Dance Konzerten gespielt. So auch im Rahmen der aktuellen Tour. David Kuckhermann setzte sich zu seinen Handpans, einem vor 19 Jahren in der Schweiz erfundenen Instrument, welches einer Steeldrum nicht gänzlich unähnlich ist, und trommelte drauf los. Nun kann man mit einer Handpan nur 7 bis 8 verschiedene Noten spielen, und daher spielte der in Berlin lebende Percussionist gleich drei nebeneinander angeordnete Handpans, um seinen Notenvorrat zu vergrößern. Zwischen den insgesamt vier Songs, die David Kuckhermann auf der Handpan oder auch einer Frame Drum spielte, gab er immer wieder Informatives zu seinen Instrumenten preis und heimste letzten Endes reichlich Applaus ein.

Um Punkt 20.30 Uhr klangen die letzten Töne der Handpans aus, danach war Pause bis 21 Uhr. Die hätte es bezüglich der Band gar nicht gebraucht, war die Bühne doch schon um Punkt 20 Uhr vorbereitet für den Auftritt der Band des Abends. Dem Publikum hingegen ermöglichte die Pause die Gelegenheit, den Merchandise Stand aufzusuchen, um den einen oder anderen Artikel zu ergattern. Weit gefehlt: es gab schlicht und einfach keinen Merchandise Stand im Bochumer Ruhrcongress.

Pünktlich um 21 Uhr begann schließlich das Spektakel. Im fast ausverkauften Ruhrcongress betraten die ingesamt acht Musikerinnen und Musiker nach und nach die Bühne, erst am Ende erschienen Lisa Gerrard und Brendan Perry. Und mit ‚Anywhere Out of the World‘ präsentierten sie den ersten von ingesamt 20 Tracks einer Setlist, die auf dieser Tour höchst bemerkenswert ist: quasi alle Alben der Band Diskographie werden durch zwei bis drei Songs abgedeckt. Dabei spielen vor allem die älteren Alben aus den 80’er und frühen 90’er Jahren eine große Rolle. Im Gegensatz dazu werden die letzten beiden Alben „Dionysus“ und „Anastasis“ kaum gewürdigt. Lediglich ‚Dance of the Bacchantes‘ und ‚Amnesia‘ schafften es auf die Setlist.

So breit gefächert der Umfang der Setlist war, so breit gefächert war auch die Darbietung der Songs. Bei einigen Stücken dominierte der engelsgleiche, klare Gesang der einmal mehr umwerfenden Lisa Gerrard, die ganz in weiß gekleidet in der Mitte der Bühne hinter ihrem Yangqin stand, das auch immer wieder zum Einsatz kam. Vielleicht ein Highlight war dabei das nur von ihr vorgetragene ‚The Wind That Shakes The Barley‘. Bei anderen Tracks galt die ganze Aufmerksamkeit ihrem kongenialen musikalischem Partner Brendan Perry. Er stand auf der rechten Bühnenseite, beeindruckte durch seinen sonoren, kraftvollen Gesang und hing sich immer wieder die eine oder andere Gitarre um den Hals. Ja, und dann gab es natürlich auch noch mit unter anderem ‚Yulunga‘ und ‚Dance of the Bacchantes‘ Songs, bei denen die ganze Band glänzen durfte. Wurde es wie bei diesen Stücken percussion-lastiger, groovten sich die acht Damen und Herren regelrecht in Trance. Es waren die lebhafteren Songs, bei denen der Applaus tatsächlich noch etwas lauter und intensiver war.

Der gebotene Sound war durch die Bank weg grandios. Die Stimmen und auch edes Instrument waren sehr präsent, gleichwohl war es im Ruhrcongress nicht zu laut, so dass Ohrenschutz nicht zwingend notwendig war. Die Lichtshow war eher dezent. Im wesentlichen war die Bühne in den Farben blau und rot getaucht. Es war zwar eine Leinwand im Hintergrund der Bühne aufgestellt, aber auf dieser wurden bestenfalls kleine Licht-Effekte präsentiert. Es war also relativ unspektakulär, aber bei acht Leuten auf der Bühne wäre ein visuelles Feuerwerk bei der Beleuchtung etwas zu viel gewesen. Einen Kritikpunkt gibt es allerdings: lediglich Lisa Gerrard und Brendan Perry wurden von den Strahlern angestrahlt und standen im (satten) Licht. Die Band hingegen spielte fast durchgehend im Schatten. Hier lag der Fokus ganz klar auf dem Herz von Dead Can Dance, was zwar verständlich ist, aber gerade nach der gebotenen Qualität, speziell bei den flotteren Songs, hätte man gerne eine besseren Blick auf die Musikerin und die Musiker gehabt. So ging beispielsweise David Kuckhermann beim Dead Can Dance Auftritt visuell komplett unter.

Die 110 Minuten für das Set inclusive der zwei Zugaben mit je zwei Songs vergingen wie im Flug. Was für den überzeugender Auftritt! Und auch wenn Lisa Gerrard und Brendan Perry in ihrer unnahbaren Art kaum Interaktion mit dem Publikum hatten (die Sängerin verteilte immerhin im letzten Teil des Konzerts wieder und wieder Handküsse, der Sänger raunte ab und zu ein kaum verständliches „Thanks“ in das Mikrofon), so flogen ihnen die Herzen des Publikums zu. Verbunden mit der Hoffnung, dass es bis zur nächsten Tour nicht wieder so lange braucht.

Bericht: André Wilms

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