Fast auf den Tag genau 11 Monate nach ihrem umjubelten Auftritt im FZW Dortmund haben die Stoner Rock Begründer MONSTER MAGNET rund um Mastermind Dave Wyndorf sich mit ihrem neuen Album ‚Mindfucker‘ im Gepäck in der Bochumer Zeche angekündigt. Als Zutaten für einen schönen Abend haben sie zwei Support Acts namens TABLE SCRAPS und ¡PENDEJO! mitgebracht.
¡PENDEJO! (Spanisch für ‚Idiot‘ bzw. ‚Arschloch‘) waren die ersten, die den Abend gegen 20h eröffneten. Zuerst ertönte ein schmalziger spanischer Schlager, der Julio Iglesias neidisch gemacht hätte, während die Band die Bühne enterte. Ein Blick auf die Instrumentierung machte schnell klar, dass es sich hier nicht um einen klassischen Support-Act handelte, denn es gab einen Posaunisten, und der Sänger hatte auch noch eine Trompete dabei. Als die Band loslegte, gab sie ihre ganz eigene Version von Stoner Rock/Metal mit spanischen Texten zum Besten. Wobei letztere wahrscheinlich geeignet gewesen wären, auch den hartgesottensten Drogengangster rot werden zu lassen. Es ergab sich ein enorm lautes Spektakel (anscheinend hatte jemand den Mann an den Reglern bestochen), welches nach einer gewissen Anwärmphase dem Publikum zu gefallen schien. Jedenfalls fragten Leute nach dem Namen der Band, denn der Sänger hatte es irgendwie nicht für wichtig gehalten, die Band und/oder die Songs in Englisch vorzustellen. Das tat dem Vergnügen aber während des 30-minütigen Gigs keinen Abbruch, und am Ende erhielten ¡PENDEJO! gebührenden Applaus.
Nach einer flinken, etwa zwanzig Minuten währenden Umbaupause kamen dann TABLE SCRAPS auf die Bühne. TABLE SCRAPS sind ein Trio aus Birmingham, UK, und haben kürzlich ihr zweites Album ‚Autonomy‘ veröffentlicht. Sänger Scott Abbott brachte den Raum mit seiner verzerrten, 12-saitigen E-Gitarre und dem verzerrten Mikro zum Flirren. Drummerin Poppy Twist und Bassist TJ sorgten für das notwendige Fundament, um daraus eine sehr grungige Noise Punk Rock-Mischung entstehen zu lassen, die live um Längen energetischer und brachialer klang, als auf den Alben der Band. Drummerin Poppy schien an dem Abend ohnehin in Zerstörungslaune zu sein: Zuerst zerbrach sie einen Drumstick, der dann in hohem Bogen im Publikum landete. Anschließend musste die Fußmaschine der Basedrum dran glauben, wobei sich hier die Reparatur etwas hinzog, Scott und TJ aber die Zeit mit Feedback-Orgien und Bass-Solos füllten. Das passte aber vorzüglich zu dem unbekümmerten Bild und Sound, den die Band ablieferte. Der Band und großen Teilen des Publikums schien es durchaus zu gefallen, was sich wiederum im Applaus des Publikums während und nach dem Gig niederschlug.
Nach der obligatorischen, leider etwas längeren Umbaupause betraten dann die Helden des Abends um Frontman Dave Wyndorf die Bühne und legten sofort mit dem Kracher „Dopes to Infinity“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1995 los, und zogen das Publikum auf ihre Seite. Ohne größere Gelegenheiten zum Durchschnaufen folgten dann die ersten drei Songs des neuen Albums ‚Mindfucker‘. Die noch etwas ungewohnten Songs ließen den zur Schau gestellten Enthusiasmus des Publikums ein klein wenig zurückgehen. Allerdings waren die Gitarrenriffs der beiden Bandgitarristen, die psychedelische, an Lavalampen erinnernde Projektion auf dem Bühnenhintergrund und die hypnotisierende, mit Delay aufgeladene Stimme von Dave Wyndorf Gründe genug, um die neuen Songs ebenfalls gebührend zu feiern. Mit dem Song ‚Look to Your Orb for the Warning’ wurde der Moshpit wieder angeworfen, und die gute Stimmung kulminierte nach einer Dreiviertelstunde Spielzeit, als die anwesenden 800 Fans in der ausverkauften Zeche zusammen mit der Band den Refrain ‚Spacelord Motherfucker‘ grölten, um DEN MONSTER MAGNET Song schlechthin zu feiern.
Was dann folgte, war jedoch eine herbe Überraschung für die meisten: Das Licht ging aus, die Bandmitglieder verteilten Drumsticks und Plektren und verließen die Bühne.
Erst minutenlanges Johlen und Rufen brachten die Band wieder auf die Bühne zurück, wo sie eine aus drei Stücken bestehende Zugabe spielten. Nachdem die letzten Klänge des Abschluss-Songs ‚Powertrip‘ verklungen waren, war es nach 75 Minuten an der Zeit, den Heimweg anzutreten.
Für die Fans der Band hat sich das Konzert in jedem Falle gelohnt, da ihr Idol Dave Wyndorf sich fit wie eh und je als hervorragender Entertainer präsentiert hat. Allerdings darf beim nächsten Headliner Auftritt der Band die Setlist gerne etwas umfangreicher ausfallen. Dafür befinden sich einfach zu viele Perlen in dem umfangreichen Schaffenskatalog der Band, die es an diesem Abend nicht auf die Bühne geschafft haben.
Konzertbericht: Christian Beyermann
Fotos: Marc Junge