Foto: Patrick Gawlik

Es war schon ein befremdlicher Freitagabend im Frankfurter Nachtleben. Gerade einmal 11 (das ist kein Tippfehler) Gäste fanden sich ein, um die Band aus Kentucky zu sehen und zu hören. Wie kann so etwas sein, so etwas passieren? Liegt es an der Band, oder der Promotion oder an ganz was Anderem? Es sind vermutlich viele Gründe, die hier zusammenspielen, und leider so ein Ergebnis geliefert haben.

Bevor ich zum Konzertabend komme, möchte ich meine eigene Erfahrung schildern, denn es ist vielleicht nicht unwichtig, das Ganze im Zusammenhang zu sehen.

Vor einigen Wochen sah ich in den Terminen der Batschkapp, dass am 09. März 2018 eine Band mit dem Namen „Otis“ auftreten wird. Aber viel mehr als ein Bild gab es nicht an Informationen. Das ist schon unvorteilhaft. Also suchte ich nach weiteren Informationen und wurde auf die Schnelle nicht direkt fündig. Auch bei unserem größten Ticketanbieter gab es nur die Informationen über Ort, Datum und Zeit. Keine Bilder, keine Informationen, was die Band spielt. Okay dann mal YouTube. Aber auch hier ist es nicht so einfach, wenn man nur mit dem Begriff „Otis“ sucht. Aber man kann fündig werden und es gibt sogar ein offizielles

Diese Verlinkungen zu Videos fanden sich aber in keiner der Veranstaltungen, nicht nur nicht bei der in Frankfurt. Wenn schon mit Informationen gegeizt wird, hätten sich wenigstens diese Verlinkungen angeboten, damit dem potentiellen Besucher ein Eindruck vermittelt werden kann.

Ferner fand ich über eine Suchmaschine dann die Website der Band, welche aber auch nicht mit dem Begriff „Otis“ zu finden war, sondern erst mit dem Zusatz „Otis Band“. Dort gibt es dann endlich die ersehnten schriftlichen Informationen, wenn auch auf Englisch und weiterführende Links zu sozialen Netzwerken wie Facebook etc. (Linkliste am Ende des Beitrags)

Ich bin mir nicht im Klaren darüber, wo man hier das größte Versäumnis suchen und finden kann, denn so schwer ist es eigentlich gar nicht, diese Informationen bereit zu stellen.

Sei es die Promotion, das Management oder die Band selbst, wobei sich die Band im hiesigen Frankfurt bereits am Nachmittag in einem großen Laden für Musikequipment präsentierte und darüber noch ein oder zwei Gäste für das abendliche Konzert anlocken konnten.

Nun gut, sei es drum, das Vergangene kann man nicht rückgängig aber für die Zukunft besser machen, das steht fest. Ich war nun also tatsächlich der erste Gast des Abends im Kellerclub und war erschrocken über diese Tatsache. Da ich aber schon die musikalische Richtung kannte, und auch diese Art der Musik gut finde, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, direkt eine CD zu kaufen, die anschließend von den Bandmitgliedern auch signiert wurde.

Aber nicht nur das, ich wurde von allen Vier begrüßt und mir wurde gedankt, dass ich gekommen war. Eine persönliche Begrüßung, wow, aber in Anbetracht der Situation verständlich.

Mir bot sich die Möglichkeit mit der Band zu sprechen und wir sprachen auch darüber, dass es wirklich schwierig war an Informationen zu kommen. Also im Vergleich zu anderen Konzerten etc. zu denen es direkt auf der Eventseite usw. Informationen zur Band und deren Musik gibt. Sie entschuldigten sich dafür und waren ob dessen auch selbst sehr unzufrieden. Das kann ich durchaus verstehen.

Wir sprachen noch über die Musik, die sie spielen, welchen Einflüssen sie sich bedienen und dass es am Ende eine Mischung aus Southern und Blues Rock ist, die mal mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung tendiert. Sie wirkten auf mich sehr sympathisch und machten einen aufgeschlossenen und freundlichen Eindruck.

So wurde es langsam 20 Uhr und insgesamt fanden sich immerhin 11 Gäste zum Auftritt von Otis. Es waren also mit band und Personal 20 Menschen im Nachtleben, welches bekanntlich auch gut 250 Menschen, mit Personal und Band auch mehr als das, aufnehmen kann.

Die Band legte los und das mit voller Energie. Es begann schön rockig im Stil der Südstaaten, also Southern Rock. Zuerst etwas ruhiger und im Anschluss mit mehr Pepp. Diese Mischung aus zwei Gitarren, die den typischen Klang und das Flair des Southern Rock übertragen war da und gesanglich war es absolut passend.

Genauso wird auch der Blues Rock interpretiert. Kraftvoll, mit Energie und dem energischen Gesang mit lauteren und leiseren Parts, die vom Sänger Boone Froggett beherrscht werden. Auch seien Stimmlage passt sehr gut in den Stil des Southern und des Blues Rock.

Hinzu kommen immer wieder längere instrumentale Parts in den Songs vor, die insbesondere durch längere und wirklich schön melodische Parts bestechen. Untermalt werden diese immer wieder durch den kräftigen Bass, der sich insbesondere beim Blues bemerkbar macht und dem Ganzen einen raueren Unterton verschafft.

Es sind wirklich eingängige Melodien und Songs, die die Band spielt und diese laden auch gerne mal dazu ein, dass man die Augen schließt und sich dem Flair des Blues hingibt und ins Träumen verfällt. So ging es mir jedenfalls sehr häufig. Aber ich konnte auch sehen, dass andere Gäste gelegentlich ihre Augen schlossen und sich von der Musik tragen ließen.

Wer jetzt glaubt, dass die Stimmung zum Einschlafen gewesen wäre, der irrt. Auch wenn es nur 11 Gäste waren, so zeigten sie sich, vielleicht auch bedingt durch die geringere Anzahl an Besuchern, durchaus lautstark und honorierten die wunderschön melodisch gespielten Songs mit langem Applaus und Jubel.

Apropos Jubel: den gab es auch für den Drummer, als er ein flottes Solo aufs Parkett legte, das sich durchaus hören lassen konnte und durchaus zum Southern und Blues Rock passte.

Zwischendurch Steve Jewell Jr. Was er auf Deutsch sagen kann. Relativ wenig, aber darunter waren „Dankeschon“, „Ich liebe Dich“ und ganz wichtig „Schnitzel“. Das brachte nicht nur ihn selbst zum Lachen, sondern auch die Gäste und auch der Rest der Band konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Die Mitglieder der Band haben jedenfalls Spaß an der Musik und haben sich auch nicht durch die geringe Besucheranzahl unterkriegen lassen. Sie haben definitiv nicht einfach nur ihr Programm runtergespielt, sondern wirklich großen Einsatz gezeigt. Das machte sie für mich noch sympathischer als ohnehin schon und so verging die Zeit durchaus schneller als erwartet. Sie spielten viele Songs, mal mehr Southern und mal mehr Blues Rock, aber schön zusammenpassend. Es gab auch ein Van Halen Cover. Nach ungefähr 75 Minuten war dann auch schon Schluss.

Nein, nicht wirklich. Nun kommt das absolute Highlight, womit sich die Band gewiss in die Herzen der Gäste gebracht hat. Es wurde nämlich von fast allen gerufen „One more song“ anstelle von „Zugabe“. Und die Band erfüllte diesen Wunsch und spielte auch einen schönen langen Extrasong.

Damit konnte man wirklich nicht rechnen. Ich hätte es auch verstanden, wenn sie dies nicht gemacht hätten. Keiner wäre ihnen an diesem Abend böse deswegen gewesen.

Mir hat es so gut gefallen, dass sehr darauf hoffe, dass sie beim nächsten Mal in Deutschland mit deutlich mehr Besuchern rechnen können. Ein ausverkauftes ist also die Mission für das nächste Mal. „Mission Sold Out @ Frankfurt“ – ich hoffe, dass sich dann so viele wie nur möglich beteiligen werden.

Bericht und Fotos: Patrick Gawlik