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Der Gott des Progressive Rocks Steven Wilson tourt und tourt und tourt.
Bereits im März 2018 berichteten wir aus dem Colosseum Theater Essen und
erlebten eine toll eingespielte Truppe, die aber hinsichtlich der
Lautstärke übertrieb. Knapp ein Jahr später sind Wilson und Co. wieder
im Westen der Republik, um die „To The Bone“ Tour zum gleichnamigen
Album so ganz allmählich auf die Zielgerade einbiegen zu lassen. Dabei
zeigt sich, dass die Band nach wie vor für ausverkaufte Hallen sorgt. An
der Faszination des melancholischen progressiven Rocks hat das Quintett
auch nach mitterweile über 138 (!) Auftritten im Rahmen dieser Tour kein
bisschen eingebüßt. So war also auch der RuhrCongress in Bochum bis auf
den letzten Platz gefüllt. Im Gegensatz zu den Gigs im Vorjahr
verzichtete Steven Wilson beim Gig in Bochum auf einen Support Act. So
war es an ihm und seinen Mannen, den Abend ab Punkt 20 Uhr ganz allein
zu bestreiten.

Los ging es wie schon im Vorjahr mit dem kurzen Einführungsfilm ‚Truth‘
und den Tracks ‚Nowhere Now‘, ‚Pariah‘ (auch hier wieder mit Ninet Tayeb
vom Band), ‚Home Invasion‘ und ‚Regret #9‘. Bis hierhin glich der Gig
tatsächlich 1:1 dem ersten der zwei Abende in Essen anno 2018. Bedenken,
hier einem 3h langen Déjà-vu-Erlebnis ausgesetzt zu sein, lösten sich
allerdings danach fix in Luft auf. Tatsächlich hat sich die Setlist in
Bochum über die mittlerweile 138 Gigs in Länge (21 statt 19 Songs) und
Inhalt ganz gut weiterentwickelt. So wurde das Set bezogen auf die
Diskographie Wilsons ganzheitlicher, deckt nun auch Songs aus
„Insurgentes“ und „Grace For Drowning“ (‚Index‘ !!) ab und macht neben
Porcupine Tree Coversongs auch nicht vor Blackfield Halt.

Was weiterhin auffiel: Die Chemie in der Truppe ist besser denn je.
Craig Blundell scheint sich mehr und mehr zum Fixpunkt innerhalb der
Truppe zu entwickeln. Nicht nur Wilson, auch Bassist Nick Beggs suchte
immer wieder Kontakt zum Drummer. Auch stachelten sich Nick Beggs und
Gitarrist Alex Hutchings (welch bärenstarker Gitarrensound!) immer
wieder vom linken bzw. rechten Bühnenrand an. Einzig Keyboarder Adam
Holzman wirkte teils etwas isoliert, spielte zumeist ausdrucks- und
regungslos seine Parts.

Positiv: Steven Wilson wird menschlicher, nahbarer. So nutzte er
beispielsweise mehr als einmal das böse F-Wort. Ja, seine Interaktion
mit dem Publikum bewegt sich zum Ende der Tour offenbar auf einem
anderen Niveau als 2018. Was mir aber bei der Durchsicht der
Konzertfotos, die ich während der ersten zwei Songs aus dem Fotograben
machen durfte, auffiel: Steven Wilson wirkt sehr müde und erschöpft. Da
möchte man ihm zurufen: „Halte durch, Meister der progressiven Musik, in
wenigen Tagen ist die Tour geschafft und Du darfst entspannen und Dich
so langsam mit dem nächsten Album auseinandersetzen und Dich wieder
einmal neu erfinden!“ 😉

Bericht: André Wilms 

 

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