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Die britische Band Archive feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges Bandjubiläum. Anno 1994 wurde das Kollektiv von Darius Keeler und Danny Griffiths gegründet, seinerzeit noch mit ordentlichem Trip-Hop Einschlag und stark beeinflusst von Bands wie Massive Attack. Über die Jahre hat die Band allerdings den Stil stark variiert, tendiert nunmehr eher Richtung Progressive Rock oder auch Post Rock und hat sich über die Zeit einen hervorragenden Namen im Business verdient.

Zum Jubiläum haben Archive nicht nur eine Best-Of Kompilation mit sinnigem Titel „25“ veröffentlicht, nein, die Damen und Herren suchen derzeit einmal mehr die Nähe zu den Fans im Rahmen einer ausgedehnten Tour, die ebenfalls unter einem „Best-Of“ Stern steht, haben doch nicht die aktuellsten Songs der letzten zwei Alben Vorrang, sondern generell die Highlights der letzten 25 Jahre. Wir durften das Konzert der Briten in Köln verfolgen.

Der Konzertbeginn war um 20 Uhr angekündigt. Etwas überraschend betraten aber schon 30 Minuten vorher ein paar junge Männer die Bühne und legten los wie die Feuerwehr. October Drift nennt sich das britische Quartett, das sich vor vier Jahren gründete und kurz der Veröffentlichung ihres Debutalbums steht. Da kommt ein Support Slot bei Archive natürlich nicht ungelegen, auch wenn October Drift stilistisch wenig mit dem Act des Abends zu tun haben. Ihre Musik ist laut, rockt, energiegeladen, dabei aber stets melodisch. Und so war auch der Austritt der vier Männer, die die Fläche der Bühne komplett erkundeten. Mehr noch: Sänger und Gitarrist Kiran Roy suchte wiederholt Platz im Fotograben, und einen Song performte er dann auch komplett inmitten des Publikums. So geht Publikumsnähe. Das beeindruckte das Kölner Publikum, und so erntete das Quartett wohlverdienten Applaus, auch wenn, wie erwähnt, stilistisch hier in der halben Stunde eine gänzlich andere Musik dargeboten wurde.

Schon zwanzig Minuten nach dem letzten Ton des Support Acts wurde es dunkler im fast ausverkauften Kölner E-Werk. Archive sollten zwar erst knapp zehn Minuten später die Bühne enterten, aber sphärische Sounds stimmten minutenlang auf die Hauptband ein.

Und dann ging es schließlich los: Die Band betrat die Bühne und stieg mit dem 20 Jahren alten ‚You Make Me Feel‘ ein. Sängerin Maria Q platzierte sich in die Bühnenmitte, flankiert an beiden Seiten von Pollard Berrier (Gesang / Gitarre) und Dave Pen (Gesang / Gitarre). Und noch weiter außen nahmen an ihren Keyboards schließlich die Master Minds des Kollektivs Platz: Darius Keeler beackerte am linken Bühnenrand seine Keyboards, gegenüber bezog Danny Griffiths Stellung hinter seinem Keyboard.

Auf den Opener folgte mit ‚Fuck U‘ bereits das erste große Highlight. Hier übernahm Dave Pen den Gesang, Maria Q verließ derweil die Bühne. Das sollte sich so durch den Abend ziehen: Maria Q war nur auf der Bühne, wenn sie Gesangsparts übernahm. Sangen hingegen Dave Pen oder Pollard Berrier, war sie backstage. Aber auch dann war die Bühne nicht leer, schließlich traten Archive mit acht Personen in Köln an.

Im Laufe der über zwei Stunden, die das Kollektiv performte, bedachten sie acht alte Alben und ihre neue Kompilation „25“ mit mindestens einem Song, der Schwerpunkt lag allerdings beim zehn Jahre alten „Controlling Crowds“, das mit ganzen sieben Songs abgedeckt war. Leer gingen lediglich ihr erstes Album „Londinium“ und die letzten Alben „Restriction“ sowie „The False Foundation“ aus, wurden sie doch mit keinem Song bedacht. War die Setlist des Abends durch die Bank weg auf hohem Niveau, so lässt sich gleichwohl festhalten, dass Archive gerade gegen Ende mit Songs wie ‚Finding It So Hard‘, ‚Collaps/Collide‘ und ‚Controlling Crowds‘ die Stimmung nach und nach auf ein höheres Niveau hoben, um schließlich mit dem Übersong ‚Archive‘ das Maximum zu erreichen. Wow, welch eine perfekte Songauswahl.

Es waren aber nicht nur die Songs, die begeistern konnten. Der beängstigend gute Sound tat ein übriges, den Konzertabend positiv zu erleben. Und dann war da noch die Light-Show. Zugegeben, die Band an sich performte oft im Dunkeln, lediglich Maria Q, Pollard Berrier oder Dave Pen bekamen während ihrer Gesangsparts etwas mehr Licht ab. Davon ab war die Light-Show aber extrem abwechslungsreich und verdiente sich mit dem Sound zusammen ganz klar die Höchstnote. Alles in allem war der Abend im Kölner E-Werk ein Fest für Augen und Ohren und gehört zweifelsfrei zu den Konzert Highlights des Jahres. Bravo!

Bericht und Fotos: André Wilms

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