Copyright by Patrick Gawlik / Frankfurt – Germany.

Auf diesen Abend hatte ich mich schon länger gefreut, denn seit einigen Jahren höre ich die Musik von Van Canto doch sehr gerne. Sie ist schon allein deswegen anders, weil es bis auf das Schlagzeug keine anderen Instrumente gibt. Die werden von den Bandmitgliedern eingesungen, wenn man so will.

Doch bevor es mit dem A Capella Hauptakt losging, durften sich zwei weitere Bands präsentieren. Die erste davon, ein Duo aus Kaiserslautern mit dem Namen „MoonSun“, waren auch gleich voll dabei.

Direkt mit dem Publikum interagieren, begrüßen und zum Mitmachen auffordern. Insbesondere die junge Dame, gleichzeitig die Stimme und Sängerin des Duos, schien einen ganz besonders großen Bewegungsdrang zu haben. Meine Güte was lief sie hin und her, hüpfte und tanzte förmlich über die Bühne, während sie auch das Singen nicht vernachlässigte. So kann man sich das Fitnessstudio auch sparen.

Anfangs fand ich es doch ein wenig irritierend, dass nur zwei Personen auf der Bühne standen, denn ich hatte zuvor auf dem YouTube Kanal der beiden Mal reingehört, kurz für ein einziges Video und dachte es wären mehr Personen. Doch im Nachhinein, bei genauerer Betrachtung, fällt auf, dass die Instrumente gänzlich von Thomas Kolbin eingespielt und wohl auch gemischt wurden.

Doch wie macht er das auf der Bühne? Schließlich kann er kaum an den Drums und der Gitarre und dem Keyboard usw. gleichzeitig sein?! Nun, er stand mit einer Akustik Gitarre auf der Bühne, hatte aber auch ein Gerät dabei, das Loops aufnimmt (ich komme nicht auf den Namen). So konnte er auf der Gitarre Drums nachahmen, diese aufnehmen und abspielen lassen. Dies machte er auch mit anderen musikalischen Passagen, so dass doch der Eindruck einer ganzen Band entstand.

Sie spielen eine Art Mischung aus den Elementen Pop / Rock und Metal. Haben dabei eigene Songs als auch Coversongs im Repertoire. Am ehesten passt ihr Stil vom Auftritt und auch vom Großteil der Musik an sich in den Symphonic Metal Bereich.

Susannes Stimme ist sehr angenehm aber hat meines Erachtens noch nicht dieses kleine gewisse Etwas, das sie unverkennbar einzigartig macht. Aber gesanglich ist sie sehr gut. Sie könnte bestimmt ohne Probleme den Platz der Sängerin bei den Bands einnehmen, die sie covern. Darunter Nightwish, Within Temptation oder Evanescence.

Dafür ist sie, wie bereits erwähnt, sehr aktiv mit einem hohen Bewegungs-  und Tanzdrang. Das wiederum würde sie bei Live-Auftritten doch schon mit einem höheren Wiedererkennungswert auszeichnen, wenn das generell so ist.

Die beiden haben bei ihren 30 Minuten, die sie hatten, einen guten Start in den Abend geliefert, bei dem sie den Großteil des Publikums in der halben Batschkapp durchaus mitnehmen konnten.

Nach einer kurzen Pause, in der ich mir natürlich das Dampfen nicht verkneifen konnte, ging es auch relativ zügig weiter. Nun gut, viel zum Aufräumen gab es ohnehin nicht.

Mit Evertale kam eine Band auf die Bühne, die ich zwar vom Namen her nicht kannte oder es mir nicht bewusst war, dass sie zu den Songs gehören, die ich hin und wieder auf einem Internetstream eines Power Metal Radios höre.

Oh ja, Power Metal ist absolut mein Fall und genau diesen spielen die Offenburger auch sehr gut. Tolle Riffs an der Gitarre, feine Solos, klarer und starker Gesang, der energiegeladen wirkt und ein Bass, der mit den Drums einhergeht.

Auch sie hatten einen gewissen Unterhaltungswert zwischen den Songs. Es wurde zum Beispiel die Frage gestellt, wer denn Gamer sei und da haben sich ganz schön viele gemeldet und ich natürlich auch. Aber mit dem Spiel, worauf sie einen Song bezogen, habe ich persönlich nicht so viel am Hut. Ging es um Warhammer? Ich meine schon, denn das würde zumindest zu dem Song passen. „Chapter 666 (We are the Hammer)

Die Songs waren aber insgesamt lang und in gewisser Weise auch episch, möchte ich doch meinen. Gerade der Gesang von Matthias Graf passt wirklich perfekt. Nicht zu hoch, nicht zu tief, aber klar und mit Kraft. Genau, wie es im Power Metal meiner Meinung nach sein muss.

Die Bandmitglieder haben auch gerne posiert. Also ich meine jetzt nicht, dass es Poser sind, nein sicher nicht. Aber sie haben bestimmte Positionen, Stellungen, wie auch immer (ich kann mich gerade nur noch um Kopf und Kragen reden) eingenommen, die in gewisser Weise zu diesem Genre und der musikalisch mitgelieferten Kraft, sowie Energie, passten.

Waren es fünf oder sechs Songs, die sie spielen durften? Ich bin mir da nicht sicher, aber im Endeffekt waren es für mich persönlich ein paar zu wenig. Aber nun gut, sie waren nicht der Hauptakt des Abends. Vielleicht ändert sich das irgendwann einmal, dann gäbe es mehr von dem guten Power Metal auf die Ohren.

Es war aus meiner Sicht übrigens eine gute Wahl zuerst mit MoonSun zu beginnen und dann mit Evertale das Tempo und die musikalische Härte etwas zu steigern. Erst die sanftere Sympho Stimme, im Anschluss die etwas rauere Power Stimme.

Das musikalische Level wurde dadurch gesteigert und damit konnte es nach der zweiten Pause auch zum Höhepunkt mit Van Canto selbst kommen.

Total blau kamen sie auf die Bühne. Blau als Lichtfarbe, nicht als Zustand. Jubel, lauter Applaus und auch hysterisches Kreischen waren zu hören, kaum, dass alle auf der Bühne waren.

Mit „If I die in battle“ machten sie exakt dort weiter, wo Evertale aufgehört hatten. Es war schon spannend für mich die Band live zu sehen und zu hören, denn durch das a capella, was die Gitarren ersetzt, hätte es auch durchaus schlimm werden können. Aber nun, die Wahrscheinlichkeit hierfür war eher gering. Schließlich ist die Band mit ihrem siebten Album auf der siebten Tour unterwegs und sie waren nun auch schon das siebte Mal in Frankfurt.

Wieso hat es eigentlich so lange gedauert, bis ich mir dann ein Konzert angesehen habe? Sehr merkwürdig, da ich die Band nun auch schon seit mehreren Jahren kenne und dies hätte eigentlich früher mitbekommen können. Wie dem auch sei, nun waren sie da und ich auch.

Irgendwie ist es sehr interessant und faszinierend – insbesondere live bei einem Konzert – sich das anzuhören und anzusehen, denn es fällt wirklich kaum auf, dass da keine Instrumente vorhanden sind; abgesehen vom Schlagzeug natürlich. Klar erkennt man, dass es sich nicht um E-Gitarren handelt oder einen Bass, aber andersrum gesehen fällt es wiederum nicht besonders ins Gewicht. Es gab sogar das ein oder andere „Gitarrensolo“ – oder wie soll man das nennen? Dafür waren diese aber so gut am Mikro eingesungen, dass es durchaus schwierig war, die Stimme vom Klang einer E-Gitarre zu unterscheiden. Da steckt viel Können dahinter.

Fast durchgehend haben die Musiker die Fans in miteinbezogen. Sei es durch das Auffordern zum Klatschen oder auch mitzusingen. Es war aber auch so, dass eigentlich nach jedem Song eine kurze Geschichte erzählt wurde, bzw. eine Mitmachstory erzählt wurde. Letzteres zog sich circa fünf Songs lang. Bei Rebellion ging es praktisch darum, dass die Schotten, also die Gäste der Batschkapp, die Engländer vertreiben sollten. Natürlich aus Offenbach und das ginge natürlich nur mit purer Lautstärke. Das Publikum hat geliefert. Im Anschluss ging es mit „To the Mountains“ zum Whiskey Sau… ich meine Trinken, in die Berge. Das half aber auch nicht so ganz bei der Selbstfindung, also blieb nichts anders übrig als den Bildungsweg einzuschlagen, nachdem man sich zwar gut, aber in Bezug auf die Selbstfindung eher mäßig beim Bardcall geschlagen hatte. Also Bücher lesen und den Drachen wecken gehen.

Dabei wurde wirklich viel gelacht und mitgemacht. Von der Stimmung her war es, wie ich fand, oberes Level. Immer wieder hat sich auch der Fanclub gemeldet, der ein „Rakka-Takka“ einstimmte, was dazu führte, dass sehr viele im Publikum mit dem folgenden Wort antworteten: Motherfu****

Unabhängig davon, dass es immer wieder angestimmt wurde, fand es immer seine Personen, die mitgemacht haben. Auch die Band hatte nichts dagegen und stimmte mit ein, dirigierte und fand es einfach toll. War es auch, schließlich hatte dieser Spaß seine ganz eigene Dynamik.

Auch als es kurze Zeit später schon Richtung Abschluss ging, war der Fanclub wieder hellwach. Es hieß, dass der Zettel, auf dem die Setliste stand, besagt, dass es kurz vor Ende ist. Da so etwas eher weniger populär ist, wurde spontan der „Lügenzettel“ eingestimmt. Und so gab es nach dem Song „Heading Home“ selbstverständlich noch eine Zugabe, die genauso frenetisch gefeiert wurde, wie der Hauptteil zuvor.

Zusammenfassend kann man durchaus sagen, dass der Abend für Musik, Unterhaltung und Spaß sorgte. Das ist ein großes Plus für die Band, die es zu jedem Zeitpunkt sehr gut verstanden hatte, die Fans zum Mitmachen zu bringen. Ich meine sehr viele erfreute und strahlende Gesichter gesehen zu haben, die in der Batschkapp einen tollen Abend erleben durften.

Ich wette, dass sich alle schon auf das achte Album mit der achten Tour freuen.

Bericht und Fotos: Patrick Gawlik

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