Foto: André Wilms

Ein vor über zwei Jahren veröffentlichtes Youtube Video machte Tash Sultana über Nacht zum Star. Und nur so ist es möglich, dass der australische Newcomer das Kölner Palladium für ganze drei Abende in Folge ausverkauft hat noch bevor das Debut Album in den Läden steht. So etwas nennt man gemeinhin wohl ‚Hype‘.

Es war allerdings an den Pierce Brothers, ebenfalls aus Down Under, den Abend zu beginnen. Pünktlich um 20 Uhr betraten die beiden Zwillingsbrüder Jack und Pat die Bühne .. und eroberten das Publikum im Nu. Und das total zurecht, denn was die Beiden in den 45 Minuten, die sie performen durften, zeigten, war ein sehr dynamischer Auftritt, der das Publikum restlos überzeugte. Während sich der eine Bruder gesanglich austobte, dazu im Stehen trommelte und ab und an natürlich auch das für Australier obligatorische Didgeridoo bediente, spielte der andere Bruder E- oder akustische Gitarre und steuerte Backgound Vocals bei. Raus kam lebhafter Folk Pop, der fast schon frenetisch bejubelt wurde. Wow, was ein Support. Die Messlatte für Tash Sultana war hoch. Sehr hoch.

Um 21.15 Uhr sollte der junge Star die Bühne betreten, aber es sollte sich noch bis 22:05 Uhr ziehen, dass Tash die Bühne betritt. Ganze 50 Minuten versuchten zwei Ton-Techniker, eine der Gitarren, auf der Tash spielen soll, Leben einzuhauchen. Und das zog sich irre hin. Wohl auch deswegen, weil niemand auf die Idee kam, die abgedunkelte Bühne wieder zu erleuchten. Denn so mussten die beiden Armen mit Taschenlampen zwischen den Zähnen die Situation retten. So zog es sich hin, das Publikum blieb aber erstaunlich ruhig.

Wie dem auch sei, um 22:05 Uhr war es endlich soweit. Tash Sultana betrat die Bühne, hielt sic allerdings nur auf dem kleinen Podest in der Bühnenmitte auf, denn dort waren alle Instrumente, die an diesem Abend zum Einsatz kommen sollten, versammelt. So gesehen galt die Konzentration der einen Person in der Mitte der Bühne.

Nun, mit nur einem Album im Rucksack konnte Tash natürlich nicht viele Songs performen, aber die Songs, die der Newcomer performte, wurden zelebriert, und das auch in der Länge. Tatsächlich dauerte es stets, bis sich ein Song aufbaut. Tash wirbelte auf dem kleinen Podest hin und her, spielte Gitarre, drückte Knöpfe auf der Loop Station, haute wieder in die Saiten, drehte sich zum Keyboard, drückte wieder irgendwo Knöpfchen, trommelte, spielte Trompete, dann wieder Gitarre. Und wieder Knöpfchen. Es war schon bemerkenswert, mit welch einer Hingabe Tash jedes einzelne Instrument zum Leben erweckte, um mittels der Loop Station, dem Dreh- und Angelpunkt des Konzerts, Songs zu „bauen“, um letztlich den Gesang dort drüber zu legen. Und als Zuschauer durfte man sich mehr und mehr bewusst werden, dass dort ein musikalisches Wunderkind auf der Bühne steht.

Mit Pop Musik hatte das Ganze recht wenig zu tun. Die Musik, die Tash performte, ist irgendwo zwischen R’n’B, Electro und gelegentlich auch Reggae einzuordnen. Und immer wieder legte das junge Genie mit
leidenschaftlichen Gitarrensoli noch eine weitere Schicht auf die Songs. Das waren dann auch stets die Momente, in denen das Kölner Publikum Begeisterung zeigte. Ansonsten muss man leider konstantieren, dass die Menschen im ausverkauften Palladium teilweise abgehängt wurden. Wenn Tash einmal mehr mit der der Loop Station beschäftigt war, um einen Beat zu kreieren, dann war das teilweise nur semispannend. Und so schlichen sich leider auch ein paar Längen ein.

Aufgrund der 50 Minuten Verspätung mussten wir das Konzert vorzeitig beenden, um den Heimweg noch managen zu können. Mit uns verließen etliche weitere ZuschauerInnen die Halle. Es scheint, vielen Fans kam die lange Pause zwischen den Pierce Brothers und Tash Sultana in die Quere. Schade.

Bericht: Deborah Wisskirchen und André Wilms

Hier geht es zur Galerie!!!